ESG ist eine ERP-Herausforderung: Wie Sie mit SAP ein nachhaltiges Unternehmen aufbauen

Der Druck auf Organisationen, Rechenschaft über Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte (ESG) abzulegen, war noch nie größer. Regulierungsrahmen wie die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der Europäischen Union, die im Januar 2025 in Kraft getreten ist, heben die Nachhaltigkeitsberichterstattung auf das gleiche Niveau von Genauigkeit und Prüfbarkeit wie die Finanzberichterstattung. Investoren, Kunden und Mitarbeiter fordern zunehmend Transparenz über CO2-Fußabdrücke, Lieferkettenethik und soziale Auswirkungen. Viele Organisationen entdecken jedoch eine grundlegende Wahrheit: ESG-Reporting ist nicht nur eine Nachhaltigkeitsherausforderung—es ist eine ERP-Herausforderung.

Traditionelle Nachhaltigkeitsmanagement-Tools, die oft von Kerngeschäftssystemen isoliert sind, haben Schwierigkeiten, die granularen Daten auf Transaktionsebene bereitzustellen, die für glaubwürdige ESG-Berichte erforderlich sind. CO2-Emissionen können nicht nur auf aggregierter Ebene genau gemessen werden; sie müssen auf einzelne Geschäftstransaktionen, Produkte und Profit Center zurückgeführt werden. Dieses Präzisionsniveau erfordert eine tiefe Integration mit den Systemen, die jede Bestellung, jeden Produktionslauf, jede Lieferung und jeden Verkauf erfassen—mit anderen Worten, Ihrem Enterprise Resource Planning (ERP)-System. Für Organisationen, die auf SAP laufen, eröffnet diese Erkenntnis eine transformative Chance: Nachhaltigkeit in das finanzielle und operative Rückgrat des Unternehmens einzubetten.

Warum traditionelle Nachhaltigkeitstools zu kurz greifen

Die meisten Organisationen beginnen ihre ESG-Reise mit eigenständiger Nachhaltigkeitssoftware oder tabellenbasierten CO2-Rechnern. Diese Tools sammeln Daten aus verschiedenen Quellen—Stromrechnungen, Lieferantenfragebögen, Logistikberichte—und wenden Emissionsfaktoren an, um den CO2-Fußabdruck der Organisation zu schätzen. Während dieser Ansatz grundlegende Offenlegungsanforderungen erfüllen kann, hat er kritische Einschränkungen, wenn regulatorische und Stakeholder-Erwartungen steigen.

Die erste Einschränkung ist die Datengranularität. Aggregierte Schätzungen zeigen nicht, welche spezifischen Produkte, Geschäftseinheiten oder Kundenaufträge CO2-intensiv sind. Ohne Sichtbarkeit auf Transaktionsebene können Organisationen keine fundierten Entscheidungen darüber treffen, wo Dekarbonisierungsbemühungen konzentriert werden sollen oder wie CO2-Kosten auf Profit Center verteilt werden können. Die zweite Einschränkung ist die Prüfbarkeit. Finanzberichte werden geprüft, weil jede Zahl auf eine Quelltransaktion mit einem klaren Prüfpfad zurückgeführt werden kann. Nachhaltigkeitsdaten, die außerhalb des ERP gesammelt werden, fehlt diese Genauigkeit, was sie anfällig für Prüfungen und Greenwashing-Vorwürfe macht. Die dritte Einschränkung ist die Integration. Wenn Nachhaltigkeitsdaten in einem separaten System leben, können sie nicht einfach mit finanzieller Leistung, Lieferkettenoperationen oder strategischer Planung korreliert werden. Nachhaltigkeit bleibt eine Compliance-Übung statt ein Treiber von Geschäftswert.

Die CSRD adressiert diese Mängel explizit, indem sie von Unternehmen verlangt, das gleiche Niveau an internen Kontrollen, doppelter Buchführung und Prüfungsstandards auf ESG-Daten anzuwenden wie auf Finanzdaten. Diese regulatorische Verschiebung macht klar: Nachhaltigkeitsberichterstattung muss in das ERP integriert werden.

SAP Green Ledger: Carbon Accounting trifft auf Finanzbuchhaltung

In Anerkennung dieser Notwendigkeit hat SAP SAP Green Ledger eingeführt, eine Lösung, die finanzielle Präzision in die CO2-Bilanzierung bringt. SAP Green Ledger ist eine Anwendung, die auf der SAP Business Technology Platform (SAP BTP) aufgebaut ist und sich nahtlos in SAP S/4HANA Cloud integriert, den finanziellen und operativen Kern der Organisation. Es ermöglicht Organisationen, CO2-Emissionen auf Transaktionsebene zu verfolgen, zu messen und zu berichten, wobei CO2-Daten mit Finanzdaten in einem einheitlichen Ledger ausgerichtet werden.

Das Konzept eines „Green Ledger" spiegelt das traditionelle Finanzbuch wider. So wie jede Finanztransaktion mit Soll und Haben erfasst wird, wird jede Geschäftsaktivität, die CO2-Emissionen erzeugt oder reduziert, im Green Ledger erfasst. Wenn ein Unternehmen Rohmaterialien kauft, werden die zugehörigen Scope-3-Emissionen erfasst. Wenn eine Fabrik Waren produziert, werden die Scope-1- und Scope-2-Emissionen aus dem Energieverbrauch protokolliert. Wenn Produkte verkauft werden, kann der CO2-Fußabdruck Kunden oder Profit Centern zugeordnet werden. Diese Granularität auf Transaktionsebene verwandelt CO2 von einer abstrakten Kennzahl in eine greifbare, verwaltbare Dimension der Geschäftsleistung.

SAP Green Ledger unterstützt Scope 1, 2 und 3 Emissionen in Übereinstimmung mit dem Greenhouse Gas (GHG) Protocol. Scope 1 umfasst direkte Emissionen aus eigenen oder kontrollierten Quellen, wie Firmenfahrzeugen und Vor-Ort-Verbrennung. Scope 2 umfasst indirekte Emissionen aus gekaufter Elektrizität, Wärme oder Dampf. Scope 3, die komplexeste Kategorie, umfasst alle anderen indirekten Emissionen entlang der Wertschöpfungskette, einschließlich gekaufter Waren, Transport und Produktnutzung. Durch Integration mit den Beschaffungs-, Produktions- und Logistikmodulen von SAP S/4HANA kann SAP Green Ledger Emissionsdaten automatisch aus diesen Aktivitäten erfassen, ohne manuelle Dateneingabe zu erfordern.

Der ERP-zentrierte Ansatz für ESG-Reporting

Ein ERP-zentrierter Ansatz für ESG-Reporting bietet mehrere strategische Vorteile, die über die regulatorische Compliance hinausgehen. Diese Vorteile ergeben sich aus der Tatsache, dass das ERP-System die einzige Quelle der Wahrheit für Geschäftstransaktionen ist und damit die ideale Grundlage für Nachhaltigkeitsmanagement bildet.

Beschreibung eines ERP-zentrierten Ansatzes für ESG-Reporting

Einer der mächtigsten Aspekte dieses Ansatzes ist die Fähigkeit, CO2-Kosten auf Geschäftsdimensionen wie Profit Center, Kostenstellen, Produkte oder Kunden zu verteilen. In der traditionellen Finanzbuchhaltung werden Kosten zugeordnet, um Rentabilität zu verstehen. Mit SAP Green Ledger gilt die gleiche Logik für CO2. Organisationen können die CO2-Intensität jeder Produktlinie berechnen, identifizieren, welche Kunden den höchsten CO2-Fußabdruck haben, und strategische Entscheidungen über Preisgestaltung, Beschaffung und Produktdesign auf Basis sowohl finanzieller als auch ökologischer Auswirkungen treffen.

Darüber hinaus ermöglicht ein ERP-zentrierter Ansatz CO2-Budgetierung und Prognose. So wie Organisationen Finanzbudgets festlegen und Abweichungen verfolgen, können sie CO2-Budgets für Geschäftseinheiten festlegen und die Leistung gegenüber Zielen überwachen. Dies verwandelt Nachhaltigkeit von einer retrospektiven Berichtsübung in eine proaktive Managementdisziplin.

SAP Sustainability Control Tower: Der Integrations-Hub

Während SAP Green Ledger die Buchhaltungsmaschine für CO2-Daten bereitstellt, dient SAP Sustainability Control Tower als Integrations- und Orchestrierungsschicht. Der Control Tower verbindet SAP S/4HANA mit anderen SAP-Nachhaltigkeitslösungen, wie SAP Sustainability Footprint Management (für produktbezogene CO2-Fußabdrücke) und SAP ESG Reporting Tools (für Offenlegungsmanagement). Er integriert auch mit Drittanbieter-Datenquellen, wie Versorgungsunternehmen, Logistikpartnern und Lieferanten-Nachhaltigkeitsplattformen.

Die Rolle des Control Tower besteht darin, sicherzustellen, dass CO2-Daten nahtlos von operativen Systemen in das Green Ledger fließen, wo sie verbucht, zugeordnet und berichtet werden können. Er bietet auch Analysen und Dashboards, die Nachhaltigkeitsmanagern und Führungskräften Echtzeit-Einblick in die CO2-Leistung der Organisation geben. Durch Zentralisierung des Nachhaltigkeitsdatenmanagements im SAP-Ökosystem eliminiert der Control Tower die Notwendigkeit manueller Datenkonsolidierung und reduziert das Fehlerrisiko.

Ein Vier-Schritte-Framework zum Aufbau eines nachhaltigen Unternehmens mit SAP

Die Implementierung eines ERP-zentrierten Ansatzes für ESG-Reporting ist eine strategische Initiative, die sorgfältige Planung und funktionsübergreifende Zusammenarbeit erfordert. Basierend auf Best Practices von Organisationen, die Nachhaltigkeit erfolgreich in ihre SAP-Umgebungen integriert haben, empfehlen wir ein Vier-Schritte-Framework.

Vier-Schritte-Framework zum Aufbau eines nachhaltigen Unternehmens mit SAP

Die Bewertungsphase ist entscheidend, um realistische Erwartungen zu setzen und Executive Sponsorship zu sichern. Organisationen sollten eine Wesentlichkeitsbewertung durchführen, um zu identifizieren, welche ESG-Themen für ihr Geschäft und ihre Stakeholder am relevantesten sind. Für die meisten Industrie- und Konsumgüterunternehmen werden CO2-Emissionen (Klimawandel) oberste Priorität haben, aber andere Themen wie Wasserverbrauch, Abfall und soziale Faktoren können ebenfalls wesentlich sein. Das Verständnis der regulatorischen Landschaft ist ebenso wichtig. Die CSRD gilt für große EU-Unternehmen und Nicht-EU-Unternehmen mit bedeutenden EU-Operationen, aber andere Jurisdiktionen führen ähnliche Anforderungen ein. Organisationen sollten ihre Berichtspflichten und Zeitpläne frühzeitig kartieren.

Die Entwurfsphase beinhaltet die Übersetzung von Geschäftsanforderungen in eine technische Architektur. Eine Schlüsselentscheidung ist, wie der Kontenplan des Green Ledger strukturiert werden soll. Sollte CO2 nach juristischer Person, Profit Center, Produkt oder Kunde verfolgt werden? Die Antwort hängt von den Berichtsanforderungen und strategischen Prioritäten der Organisation ab. Organisationen sollten auch eine Bibliothek von Emissionsfaktoren etablieren—die Koeffizienten, die verwendet werden, um Aktivitätsdaten (z.B. Kilowattstunden Strom, gefahrene Kilometer) in CO2-Emissionen umzuwandeln. Während generische Emissionsfaktoren aus Datenbanken wie dem GHG Protocol verfügbar sind, können Organisationen die Genauigkeit verbessern, indem sie lieferantenspezifische oder regionsspezifische Faktoren verwenden.

Die Implementierungsphase ist, wo die technische Integration stattfindet. SAP Green Ledger wird als Cloud-Anwendung auf SAP BTP bereitgestellt und über Standard-APIs mit SAP S/4HANA verbunden. Die Konfiguration umfasst die Einrichtung der CO2-Buchhaltungsregeln, die Definition der Datenextraktionslogik aus S/4HANA-Modulen und die Etablierung von Benutzerrollen und Berechtigungen. Schulung ist während dieser Phase wesentlich, da sowohl Finanzteams (die das Green Ledger verwalten) als auch Nachhaltigkeitsteams (die die Daten interpretieren) die neuen Workflows verstehen müssen.

Die Optimierungsphase ist fortlaufend. Wenn Organisationen Erfahrung mit CO2-Bilanzierung sammeln, werden sie Möglichkeiten identifizieren, ihren Ansatz zu verfeinern. Zum Beispiel können anfängliche Implementierungen auf branchendurchschnittlichen Emissionsfaktoren basieren, aber im Laufe der Zeit können Organisationen mit Lieferanten zusammenarbeiten, um Primärdaten zu erhalten und die Genauigkeit zu verbessern. Organisationen können auch die Nutzung von CO2-Daten über Compliance-Reporting hinaus erweitern. Zum Beispiel können CO2-Intensitätskennzahlen in Produktpreismodelle, Lieferanten-Scorecards und Kapitalinvestitionsentscheidungen integriert werden.

Die strategische Notwendigkeit: Von Compliance zu Wettbewerbsvorteil

Während regulatorische Compliance oft der anfängliche Treiber für ESG-Reporting ist, erkennen zukunftsorientierte Organisationen, dass Nachhaltigkeitsdaten eine Quelle von Wettbewerbsvorteilen sein können. Kunden, insbesondere in B2B-Märkten, fordern zunehmend produktbezogene CO2-Fußabdrücke, um ihre eigenen Scope-3-Emissionen zu berechnen. Organisationen, die genaue, prüfbare CO2-Daten bereitstellen können, werden Geschäfte gewinnen. Investoren verwenden ESG-Leistung als Kriterium für Kapitalallokation, und Unternehmen mit starken Nachhaltigkeitsnachweisen können auf kostengünstigeres Kapital zugreifen. Mitarbeiter, insbesondere jüngere Generationen, möchten für Organisationen arbeiten, die mit ihren Werten übereinstimmen, und transparentes ESG-Reporting ist ein Schlüsselsignal für Unternehmensverantwortung.

Ein ERP-zentrierter Ansatz für ESG-Reporting, ermöglicht durch Lösungen wie SAP Green Ledger, positioniert Organisationen, diese Chancen zu nutzen. Durch Einbettung von Nachhaltigkeit in den finanziellen und operativen Kern des Unternehmens können Organisationen CO2 mit der gleichen Genauigkeit wie Bargeld verwalten, datengestützte Entscheidungen treffen, die Rentabilität und Umweltauswirkungen ausbalancieren, und Vertrauen bei Stakeholdern durch transparente, prüfbare Berichterstattung aufbauen.

Die Reise zu einem nachhaltigen Unternehmen ist kein einmaliges Projekt, sondern eine kontinuierliche Transformation. Sie erfordert Führungsengagement, funktionsübergreifende Zusammenarbeit und die Bereitschaft, traditionelle Geschäftsprozesse zu überdenken. Für Organisationen, die auf SAP laufen, sind die Tools und Frameworks jetzt verfügbar, um diese Transformation Realität werden zu lassen. ESG ist eine ERP-Herausforderung—und SAP ist bereit, Ihnen bei der Lösung zu helfen.

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