Nachdem mich zunehmend E-Mails und persönliche Nachfragen erreichen, wie es mir denn nun in den letzten drei Monaten in Ulm und um Ulm herum ergangen ist, hier nun das „Quartals-Update“.

Im Februar und März habe ich noch etwas mehr Zeit als ursprünglich geplant in Ungarn verbracht. Ich hatte einen Skiurlaub dort gebucht und ausserdem mag ich mein gewohntes, bequemes und wirklich gut funktionierendes Umfeld schon sehr gern. Ich habe ja immer noch meine schöne Wohnung in Budapest und in Ulm stand ich noch ganz am Anfang in einer leeren Wohnung. Die Einrichtung der Wohnung in Ulm nimmt viel mehr Zeit in Anspruch als ich erwartete. Ich habe fast nichts aus Ungarn mitgebracht und so war die Wohnung doch erstmal sehr, sehr leer.

Oft bemerkt man ja erst, wie bequem das Leben zu Hause war/ist, wenn die Dinge nicht mehr verfügbar sind: Immer wenn ich denke, dass mir die neue Wohnung jetzt gefällt, finde ich plötzlich irgendwas, dass ich unbedingt haben muss, wie beispielsweise einen total schicken Teppich oder ein paar neue Lampenschirme. Momentan dreht sich bei mir alles um ein neues Sofa. Mittlerweile bin ich so oft bei Ikea gewesen, dass mich die Angestellten dort schon fast mit meinem Vornamen anreden. Ich habe in den letzen drei Monaten auch bereits viele Ikea Möbel montiert (erfolgreich) – Übung macht den Meister!

Da Neuanschaffungen aber doch ins Geld gehen, habe ich erstmal den Markt für gebrauchte Dinge erkundet. Auf diese Art habe ich einen Untersatz für den Fernseher gefunden und endlich auch eine Mikrowelle. Die Zeiten der vergessenen und dann angebrannten Milch auf dem Kochfeld sind vorbei – Juchhu! Der Kleinanzeigenmarkt hier in Ulm ist wirklich gut. Bisher habe ich alles sehr schnell und in sehr gutem Zustand gefunden.

Wenn ich mich nicht mit der Einrichtung der Wohnung beschäftige, dann lerne ich Deutsch. Ich habe mich im März in der Ulmer Volkshochschule angemeldet und besuche einen Deutschkurs. Die Volkshochschule hier bietet viele Sprachkurse und andere Interessante Kurse an.
Von Sprachniveau A1 bis zum sehr guten C2 ist alles dabei. Mein Kurs ist auf dem Niveau C2. Ausserdem bietet die Schule auch einen Sprachabend an. Dort sind Interessierte aller Sprachniveaus willkommen, um die Sprache zu üben und neue Leute kennenzulernen. Ich war bisher nur ein einziges Mal dabei und habe leider niemanden zu meinem Sprachniveau gefunden. Aber das Publikum, das sich an diesem Abend getroffen hat, war sehr unterschiedlich und interessant: Die kommen von überall aus der Welt und alle wollen ihre Deutschkenntnisse verbessern. Ich hatte das ja schon vermutet aber dieser Abend hat mir wieder bestätigt, wie international und vielfältig Ulm ist. 

Friends

Friends

Meine Lerngruppe ist auch sehr international. Wir sind sechs Personen aus fünf Ländern. Ausser mir kommt noch jemand aus Ungarn. Die Gruppe ist sehr motivierend und wir vertiefen uns sowohl in verschiedene Grammatikthemen, als auch in den Wortschatz. Für die nächste Stunde haben wir ein umfangreiches Thema bekommen: Wir müssen uns auf Idiome und Redewendungen vorbereiten und außerdem ein Buch unserer Wahl vorstellen. Ich bin schon gespannt, weil ich gerne lese und und daher immer an Buchempfehlungen interessiert bin. Meine Empfehlung ist ein Buch, das ich neulich gelesen habe, mir aber leider nicht so richtig gefallen hat. Aber so eine Buchempfehlung muss ja nicht unbedingt positiv sein, oder? 🙂

Leider hat sich aus der Gruppe noch keine Bekanntschaft ergeben, obwohl alle sehr sympathisch und nett sind. Ich habe mich entschlossen bei der nächsten Veranstaltung aktiver zu sein und Kontakte auszutauschen. Mal schauen, was sich daraus ergibt.

Ausserhelb der Lerngruppe habe schon einige Leute kennengelernt, mit denen ich ab und zu etwas Gemeinsames unternehme. Sie helfen mir auch, wenn ich Grammatikfehler mache oder wenn ich nicht mal nicht das richtige Wort benutze. Manchmal bricht aber mein Sprachsystem auch einfach zusammen :(. Ich glaube, es dauert noch eine Weile, bis aus diesen neuen Kontakte etwas engeres wird, bin aber optimistisch. Vermutlich bin ich nur wieder zu ungeduldig :).

Der größte Treffpunk hier ist der „Ulmer Stammtisch“. Am Brunnen vor dem Rathaus treffen sich jeden Donnerstag viele Leute, die neu nach Ulm gezogen sind oder auch schon etwas länger da sind. Die Gruppe geht dann gemeinsam etwas trinken. Vor einigen Wochen habe ich mich endlich getraut dort auch einmal hinzugehen. Ich hatte Angst vor dem Treffen, weil ich nicht wusste, wie man mich empfangen wird, ob ich sie verstehen werde und sie mich? Und vor allem, ob sie mich mögen und mich einfach mal so annehmen. Es ist aber gut gegangen. An dem Tag, an dem ich da war, waren nicht so viele da und ich kannte auch schon ein paar. Es ist auch immer jemand da, der auf Neue in der Gruppe zugeht und das hat mir gut gefallen.

In der Zwischenzeit ist das Leben in Ungarn natürlich ganz normal weitergelaufen – leider ohne mich. Ich wusste ja bereits vor meiner Abreise, dass es schwierig wird und ich Zeit und Energie investieren muss, weiterhin mit allen in Kontakt zu bleiben. Meine Freunde gehen jetzt natürlich ohne mich weg. Das ist ja auch normal aber es hat mich am Anfang doch ein wenig traurig gemacht. Mittlerweile komme ich damit klar denn mein Leben hat sich mit dem Umzug ja auch verändert. Es ist mir anfangs öfter passiert, dass meine Freunde nicht da waren, wenn ich mal in Budapest war. manchmal hatte ich auch keine Zeit, denn meine Familie würde natürlich auch gern Zeit mit mir verbringen. Es ist auch manchmal schwierig, nach einem vollen Arbeitstag in Budapest sich mit voller Kraft ins Nachtleben zu stürzen. Dann ist der Aufenthalt in Budapest keine Erholung mehr. Darum habe ich mir gedacht, dass ich einfach einen Terminplan erstelle für diese Zeit: Ich versuche die Tage so einzuteilen, damit genug Zeit für mich bleibt und meine Freunde und die Familie ebenfalls glücklich sind. Ich bin neugierig und werde berichten, ob das klappt!

Frühling

Heute ist Feiertag, der erste Mai,  und nach langer Zeit ist das Wetter endlich mal wieder schön. Ich sitze am Donauufer und der Weg entlang der Donau ist voll mit Radfahrern und Fußgängern. Ich genieße die Sonnenstrahlen und freue mich einfach über das schöne Wetter. Es ist unglaublich, wie schnell Ulm erwacht, wenn die Sonne scheint. Alle gehen raus, die Bänke in den Parks sind voll, es wird Eiscreme gegessen oder ein Bier im Biergarten getrunken. Alle sind freundlich und lächeln. 

Ich glaube ich nehme jetzt auch mein wohl verdientes Bier und genieße noch die letzten Sonnenstrahlen – Laut Wettervorhersage kommt ab morgen wieder eine Abkühlung und das Schreiben hat mich durstig gemacht … Prost!